LYRIK
Jonas Galm
Lema Nabu & Birgit Babucke
September 2022
Grüß mir den Mond, Ikarus
Dieser Band gleicht dem großen Taubenflattern inmitten, am Rand, fernab der Metropolen.
Mit einem unerbittlichen Blick für das Ungeschönte, Unscheinbare, Unwahrscheinliche resümiert er den Abschied von einer Stadt und das große Woanders. Erzählt von der Revolution, dem Wetter, der Zukunft, den Wunden. Vom Scheitern der Liebesbriefschreibenden, von Moos und vom Himmel.
Schlaflose Mauersegler, hungrige Seeanemonen und Möwen, die sich auf Wale stürzen, setzen der komplementären, widersprüchlichen Vielfalt, in die wir alle ausgewildert sind, ein poetisches Denkmal — flankiert und beflügelt von Text-Bild-Collagen, aus dem Kontext und über Zäune gestürzt: ein Ausbruchversuch aus der Fremde und alter Vertrautheit.
»Haben wir noch Gedichte?« — »Die Antwort ist »Ja«.

fluide
FLUIDE ist ein:e queerfeministische:r Gedichtbandit:in, geschrieben aus einer explosiven nicht-binären Perspektive. Dieses Buch ist eine offene Lagerhalle voller Feuerwerkskörper und zündet fröhlich eine wackelige Kerze nach der anderen an. Bis der Laden explodiert. FLUIDE kann dich auf eine radikal-vielfältige und politisch-lyrische Reise mitnehmen, wenn du es willst. Diese Gedichte nehmen lautstark den Raum ein, der ihnen längst zusteht, sie sind Typographie, sind Architektur. Man muss sie eigentlich hören, man muss sie aber auch unbedingt sehen – von innen, von außen – von überall. Schon die bloße Zusammenfassung dieser karussellartigen Sprach- und Sinnverdichtungen gerät unweigerlich zur poetischen Grenzerfahrung. Diese Zeilen flexen alles aus dem Weg, was sich sträubt, was festhält an alten Strukturen. Diese Texte sind das Nochnichtflanieren auf erkämpften Wegen und Straßen, sind die bröckelnde Selbstverständlichkeit einer jahrtausendealten männlich-weißen Hegemonie.
Wer nicht begreifen will
muss Lyrik lesen.
Daran führt kein Weg vorbei.

Sven Hensel
Lema Nabu
Dezember 2021
Lyrik ist nice und macht Spaß
Was passiert, wenn ein Reisender zum Anhalten gezwungen wird? Keine Ahnung, ich bin nur ein Klappentext. Im Fall von Sven Hensel allerdings passierte das hier: Was als 28 Gedichte gegen eine auftrittslose Phase startete, wuchs als Herausforderung zu 82 Gedichten heran. Im Schreiblabor destillierte der Autor all die Kunst, die ihm in der zweiten Welle Pandemie möglich war, zu seiner Svessenz. Lyrik ist nice und macht Spaß sucht nach Freude im Kleinen, der Komik in der Tragik, der Tragik in der Komik – und lädt ein, mitzusuchen.

Das samtene Chalet
Der Tweet als Ausgangspunkt: Wie schön es theoretisch wäre sich zu dritt zurückzuziehen und zu schreiben. Praxis vor Theorie: Kurzfristig wird eine Hütte im französischen Nichts gebucht, alles gepackt und sich verschanzt. Eine Flucht vor der Pandemieeinsamkeit in die Waldeinsamkeit.
Wir haben uns fünf Tage lang getraut, die Tweets des Waldes zu schreiben. Die Gewohnheit, in Texten zu sprechen, hat sich nicht ganz reibungslos vom Digitalen in die Natur verlagern lassen, aber im Wald, im Regen, im Rauch, in der Dunkelheit, im Sonnenschein, mit Handyempfang an der Landstraße haben wir ein Chalet gebaut. Einen textlichen Unterschlupf zwischen Bergen, Wipfeln und Verlorengehen.
Das samtene Chalet ist ein Kunstbuch.
